- Faktor #2: Diskriminierung aufgrund ethnischer Zugehörigkeit oder Religion
Lernziele:
Sensibilisierung für die Ungleichheiten in der Gesellschaft;
Vorstellungskraft und Fähigkeiten zur Beobachtung und zum kritischen Denken entwickeln; Solidarität und Respekt für andere Menschen fördern. |
Zeit:
90 Minuten
Benötigte Materialien:
- Brillen, alte Lesebrillen oder nur die Rahmen
- große Papierbögen und Stifte
- alte Zeitschriften, Postkarten, usw., Kleber
- Klebeband zum aufhängen
- eine Digitalkamera oder ein Handy mit Kamera; idealerweise ein Stück pro Person
- Computer und Drucker
- Hinweis: Freiluftaktivität
Beschreibung der Aktivität:
- Machen Sie ein Brainstorming mit der Gruppe über Menschen, die benachteiligt sind oder am Rande der Gesellschaft leben, oder einfach eine andere Kultur haben als die Teilnehmende in der Gruppe.
Beispiele für Menschen, die von der Gesellschaft benachteiligt sind, könnten eine alleinerziehende Mutter mit kleinen Kindern, ein Rentner, ein Einwanderer, eine Person im Rollstuhl oder eine Person mit HIV/AIDS sein.
Beispiele für Menschen am Rande der Gesellschaft könnten ein Obdachloser, ein illegaler Einwanderer, ein Analphabet, eine psychisch kranke Person oder ein Mitglied der Roma-Gemeinschaft sein. Dies sind Beispiele für Gruppen von Menschen, die nicht über die Möglichkeiten verfügen, die der Mehrheit zur Verfügung stehen. Alle benachteiligten und marginalisierten Menschen sind arm, leiden unter Vorurteilen und Stereotypen und werden aufgrund der Situation, in der sie sich befinden häufig in irgendeiner Weise diskriminiert, beispielsweise beim Zugang zu angemessenem Wohnraum und Arbeitsplätzen.
Sie können auch eine Person auswählen, die eine andere Kultur hat, wie z.B. eine(n) Migrant*in oder jemanden, aus einer anderen Religionsgemeinschaft, usw. - Bitten Sie jeden Teilnehmenden, eine entsprechende Person auszuwählen, auf die er/sie neugierig ist, und erklären Sie ihm/ihr, dass er/sie hinaus gehen und die Nachbarschaft mit den Augen dieser Person erkunden soll.
- Betonen Sie, dass es nicht darum geht, eine Rolle zu spielen, sondern sich vorzustellen, wie es wäre, die andere Person zu sein. Wie wäre es, in den Schuhen dieser Person zu sein? Würden sie zum Beispiel alle Annehmlichkeiten genießen können? Wo würden Sie Brot kaufen (wenn Sie es sich leisten können)? Wo würden Sie leben? Würden Sie sich mit Werbeplakaten auf der Straße identifizieren?
- Verteilen Sie die Brillen! Sagen Sie den Teilnehmenden, dass sie beim herumspazieren entweder mit Digitalkameras oder auf ihren Handys Bilder zur Dokumentation aufnehmen sollen. Vereinbaren Sie eine Zeit für alle, um zurückzukehren.
- Bitten Sie jeden Teilnehmenden bei seiner/ihrer Rückkehr, die Bilder auf den Computer zu übertragen, und wählen Sie dann zwei oder drei zum Ausdrucken aus. Kleben Sie die Bilder auf ein großes Stück Papier und hängen Sie sie an die Wand. Die Bilder sollten ohne Titel sein.
- Wenn alle Bilder angebracht sind, bitten Sie alle, zu erraten, welche Gruppen dargestellt werden. Laden Sie dann nacheinander jeden Teilnehmenden ein, die eigenen Bilder zu präsentieren und zu erklären, warum er/sie sich besonders für die bestimmte Gruppe interessiert. Schauen Sie sich zunächst die Ausstellung an und fragen Sie die Teilnehmende nacheinander, was sie erlebt und was sie gesehen haben:
- Was ist passiert? Hat Ihnen die Aktivität gefallen? Warum? Warum nicht?
- Was hat Sie am meisten überrascht?
- Warum haben Sie dieses Beispiel gewählt?
- Welche Vorurteile oder Stereotypen hatten Sie über die Person, die Sie ausgewählt haben? Welchen Einfluss hatten diese darauf, wie Sie die Aktivität durchgeführt haben und was Sie „gesehen“ haben?
- Hat die Übung es Ihnen ermöglicht, sich in irgendeiner Weise in die Person am Rand hineinzuversetzen? Warum? Warum nicht?
- Was haben Sie über sich selbst gelernt?
Besprechen Sie nun einige der umfassenderen Fragen:
- „Ich weiß, dass ich die Dinge nicht so sehe, wie sie sind, ich sehe die Dinge so, wie ich bin“, sagte Laurel Lee. Welchen Einfluss haben unsere Stereotypen und Überzeugungen auf die Art und Weise, wie wir die Welt um uns herum sehen?
- Woher beziehen wir unsere Informationen über benachteiligte und marginalisierte Gruppen?
- Wie riskant ist es, Annahmen über jemanden zu treffen, die auf einer Verallgemeinerung der Gruppe als Ganzes beruhen?
- Wie riskant ist es, anhand von ein oder zwei Beispielen Verallgemeinerungen über eine Gruppe von Menschen zu machen?
- Welche Menschenrechte schützen speziell die verschiedenen Beispiele benachteiligter oder am Rande lebender Menschen, die die Teilnehmende identifiziert haben?
- Wie werden die Rechte dieser Menschen am häufigsten verletzt?
- Wie einfach ist es für sie, ihre Rechte geltend zu machen?
- Wer sollte dafür verantwortlich sein, dass ihre Rechte nicht verletzt werden – oder dass sie sie ausüben können?
Empfehlungen:
Sie können diese Aktivität als Einführungsübung oder als Hauptaktivität ausführen. Bei längeren Unterrichtseinheiten kann es eine Gelegenheit sein, zwischendurch mal an die frische Luft zu gelangen. Die Aktivität kann aber auch als Hausaufgabe erteilt werden, d.h. außerhalb des Unterrichts erfolgen.
Den Anweisungen zufolge, sollten Teilnehmende individuell arbeiten, die Aktivität kann jedoch auch in kleinen Gruppen durchgeführt werden. Praktische Überlegungen wie die Größe der Gruppe und die Verfügbarkeit von Kameras bestimmen höchstwahrscheinlich, wie Sie die Aktivität organisieren. Denken Sie daran, dass es einige Zeit dauert, bis die Benutzer ihre Bilder vorstellen können. Beschränken Sie daher je nach Größe der Gruppe die Anzahl der Bilder, die jede(r) Teilnehmende zeigen soll.
Während sich die Teilnehmenden vorstellen, wie es ist jemand zu sein, der am Rande der Gesellschaft lebt oder jemand der aus einer anderen Kultur stammt, ist es ist sehr wichtig, zu verstehen, dass sie dennoch die Tatsache nicht ändern können, dass sie durch ihre eigenen Augen schauen. Sie sollten sich daher bewusst sein, dass sie durch die Einbeziehung ihrer vorhandenen Stereotypen und Empathiegefühle in die Aktivität das Risiko eingehen, gewisse Überzeugungen zu verstärken, die verzerrt oder falsch sein können.
Sie sollten auch wissen, dass Stereotypen als Verallgemeinerungen über eine Gruppe von Menschen nützlich sein können, jedoch mit Vorsicht behandelt werden müssen, da es innerhalb der Gruppe große Unterschiede gibt und die Verallgemeinerung nicht für jeden Einzelnen gilt.